Mission Urinprobe

Im Laufe eines Hundelebens kann es einmal vorkommen, dass man eine Urinprobe seines Tieres sammeln muss. 

Bei unserer Hündin war es damals immer recht einfach.

Hinter der Dame her trotten – warten bis sie sich hinhockt – Suppenkelle unter ihren Po halten – befüllen lassen – das goldene Nass in einen sauberen Behälter umfüllen – fertig.

Mit einem Irish Terrier Rüden kann das Ganze schon anders aussehen.

Wir wollten bei unserem Rüden einen Urin Test machen lassen und wie ich im Nachhinein sagen muss: Zum Glück war es nicht wegen einer akuten Sache.

Die Voraussetzungen für den Test waren:

— der erste Morgenurin und am besten vor dem Füttern

— so sauber und steril wie möglich

— und so frisch wie möglich.

Die Mission Urinprobe konnte beginnen!

Tag 1: Aufstehen, im Nachthemd den Hund anleinen, eine Jacke überwerfen und mit einem Messbecher bewaffnet hinten aus dem Garten in den kleinen Wald gehuscht.

Er hebt auch gleich am ersten Baum sein Beinchen. Also den Messbecher in Richtung Strahl gehalten. Und wie kann es auch anders kommen? Hund erschreckt und dreht sich weg. Ergebnis: Nix im Becher aber Nachthemd von oben bis unten voll markiert.

Tag 2: Erst einmal alles wie am Vortag. Mit Argusaugen beobachtet Hund, wie ich den Messbecher in der Hand halte, als wir wieder in das Wäldchen huschen.

Er steuert den ersten Baum an, drückt seine Männlichkeit fest gegen diesen und strullert sofort los. Hauptsache nichts und niemand drängt sich zwischen ihn und seinen Baum.

Ergo: Der Becher bleibt leer, aber ich zumindest trocken.

Tag 3: Was zuerst kommt kennen Sie ja schon. 

Neue Strategie vom Hund. Es wird nicht ein Baum anvisiert, sondern den Messbecher im Augenwinkel behaltend, erst einmal stramm weitergelaufen. Es

erstaunt mich schon, wie lange er einhalten kann. Nach einem gefühlten Kilometer bleibt Alto stehen und – ja endlich, er hebt das Bein. Kein Baum, Strauch oder ähnlich Störendes ist in der Nähe. Hervorragend.

Becher drunter gehalten. Es füllt sich. Eine kleine Welle des Triumphes steigt in mir hoch. Ich höre mich „fein, fein, super, fein gemacht“ säuseln.

Er scharrt was das Zeug hält und was soll ich sagen: So praktisch die große Öffnung des Bechers auch ist, so nachteilig kann sie auch sein. Meiner Freude folgt auch gleich Enttäuschung, denn … es befand sich nun auch feiner, lockerer Humus vom Waldboden in meinem Messbecher. Also, wieder kein Erfolg.

Tag 4: Alles wie immer. Im Schutz der Dämmerung schleichen wir an diesem Morgen zur Haustür hinaus. Ich habe dazu gelernt und halte zusätzlich einen kleinen Becher zum direkten Umfüllen in meiner Jackentasche bereit.

Nun bin ich kein Freund davon, den Unmut meiner Nachbarn herauf zu beschwören, aber der Zweck heiligt ja bekanntlich die Mittel.

Daher geht es dieses Mal zu deren Grundstückszuwegung, dem Revier des „Konkurrenz-Rüden“. Die Rechnung geht auf. Sofort geht das Beinchen hoch, Messbecher dahinter, leise ein „fein“ flüstern, sofort in den anderen Becher umfüllen, diesen verschließen, in der Jackentasche verstauen und zurück huschen.

Dumm nur, … wenn der Deckel nicht richtig verschließt .

Dennoch war es ein Erfolg, denn der Rest war ausreichend !!!

Sollte Ihnen also, liebe Leserinnen und Leser, einmal jemand mit einem Terrier an der Leine und einem Messbecher in der Hand begegnen, dann grüßen Sie ihnen freundlich und aufmunternd zu, … denn aufregende Zeiten liegen noch vor oder bereits hinter den beiden. 

Seien Sie herzlichst gegrüßt, Alto mit Martina